Rede Fukushima Gedenk- Tag
12.3.2012 Horb Dietmar Lust
Hallo liebe Freunde und
Freundinnen, liebe Mitstreiter, Wegbegleiter, Mitbüger- MITMENSCHEN
Für die, die mich nicht
kennen- mein Name ist Dietmar Lust, ich komme aus Freudenstadt.
Warum stehe ich jetzt
gerade hier vor Euch?
Aus der lokalen Organisation
der Menschenkette am 12.3.2011 wurde mehr- viel mehr.
Erschüttert,
verunsichert und unsäglich traurig wurde kurzfristig am Sonntag 13.3. zusammen
mit Walter Trefz- hier steht er-
beschlossen, wir müssen unsere Mitbürger
informieren, uns austauschen und dieser furchtbaren Unglückskette gedenken und
mahnen.
In einer Telefonkette
wurden Freunde, Bekannte informiert, Mails geschrieben und die Presse
informiert.
Rund 150 Menschen
versammelten sich darauf am Montag 14.3. auf dem Marktplatz in Freudenstadt.
Über 200 Menschen am darauf folgenden Montag.
Damals.
Aber Warum sind wir heute hier?
Ich höre oft:
„Lasst doch die Demos bleiben- der
Ausstieg ist beschlossen!“
Des isch durch! Dr Ausschtieg isch
beschloßa!
Ist wirklich alles
Durch? NEIN- NEIN und nochmal NEIN
Frei nach Goethe:
„Die ich rief, die Geister, / Werd’ ich nun nicht
los.“
Genau so werden wir die teuflisch
gefährliche Strahlung der Atomkraft nicht los.
Auch wenn der Chef der Internationalen
Atomenergie Organisation (IAEO), Hans Blix meint: >> Der Unfall von
Fukushima sei nur ein Schlagloch auf dem Weg der Atomkraftentwicklung!<<
Ich zähle nur mal ein
paar Punkte auf für die belegen, dass es eben nicht DURCH ist:
- Die weltweite Endlagerfrage nach wie vor unklar-
JA wo hin denn mit dem „Dreck“-
auf den Mars schießen? Jedes Kind weis, dass Mars verbrauchte Energie
sofort wieder zurück bringt….
- Beispiel Gorleben – ein nun belegter Trick der Regierung- bis
jetzt nur besserer „Schafstall“ – halt aus Beton- Dieser wird vom
Zwischenlager wohl bald zum Endlager mutieren.
- Wo und wie wird weiter gelagert in
Deutschland… so wie in Frankreich? Unter dem Parkplatz der Fußballstadien
und Fabriken, wie in Frankreich so peu a peu gerade rauskommt?
- Das Institut für Transurane, kurz ITU->
Forschung an 4. und 5. Generation AKWs unter Deckmantel der
Müllaufbereitung und Medizin. DIREKT
VOR UNSERER NASE in Karlsruhe. Gedeckelt und für uns rechtlich
schlecht zu regeln, weil eine EU- Forschungseinrichtung. Muss diese
Forschung sein, in einem Land, das gerade beschlossen hat, aus der
Kernenergie auszusteigen? Auch hier gehen die Menschen auf die Straße. Es
sollen nebenbei auch noch die Menge der eingelagerten Stoffe erhöht
werden. Unter anderem größere Mengen PLUTONIUM…
- Ausstieg sicher? Wurde schon einmal gekippt
(Ende Oktober 2010)- wir haben ja noch 10 Jahre und min, 3
Bundestagswahlen- also noch „Zeit“ und Möglichkeiten genug, den Ausstieg
aus dem Ausstieg wieder zu beschließen!
- Jetzt die quasi Entmächtigung des Parlaments
durch den Vorstoß von Rösler und Röttgen zur „einfachen“ Regelung der
Vergütungen für die Erneuerbaren Energien. Hier wird der Atomlobby mal
kurz eine „Beruhigungs- Pille“ zugeschoben. Nen Atomzäpfle wäre meine Antwort für die Herren. Mit diesem
Gesetz wird der Rückkehr zum Atomstrom wieder eine Tür geöffnet.
- AKWs die stillgelegt sind, sollen zum Teil
nur „versiegelt“ werden- also ein „Hintertürchen“ fürs reaktivieren auch
hier!
- Hermesbürgschaften für andere AKWs im
Ausland
- Indien, Jaitapur: Geplanter Bau von 2-6
Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) in Erdbeben-Hochrisikozone (92
Erdbeben seit 1985). Erbitterter Widerstand vor Ort. Status:Bürgschaft
angefragt.
- China, Haiwei: 50-60 AKWs – Anträge gestellt
- Brasilien, Angra 3: Antrag läuft! Es akt. Weitergebaut! Verhandlungen laufen.
- Großbritannien, Wylfa: Bürgschaft angefragt.
- Finnland: Pyhäjoki: Bürgschaft angefragt.
- was macht die EU? Polen, Skandinavien, …??
Hier müssen wir unser Auge drauf werfen- überall sollen neue AKWs gebaut
werden- teils wehren sich die Bürger dort vor Ort. Sie benötigen auch
Solidarität „über die Grenzen“ hinweg- denn Strahlung kennt keine
Ländergrenzen- neuester Coup unseres „EU Energieministers Oettinger“ – sie
wissen der Mann, der der Überzeugung ist, dass „westlich von Paris nur
Wiesen und Kühe leben“- 40 neue AKWs in der EU sind „in der Schublade“.
Und er befindet diese für Notwendig! Gestützt auf „Stresstests“ welche die
Betreiber natürlich selber durchführen… hier fehlen mir die Worte.
- Wir sind die kritischen Beobachter und
Mahner- WIR sind gefragt lokal und global den Politikern auf die Finger zu
schauen- SIE vertreten unsere Meinung- also sollten sie…
- Rückbau eines AKWs- 20-40 Jahre hier lauern jede
Menge Gefahren – mal vom Atomaren Müll der dann auch „Entgelagert“ werden
muss!
- Lokale regenerative Energieprojekte sind
noch zu wenig diese müssen wir anstoßen, begleiten, SELBER in die Hand
nehmen. Bürgerenerige, Lokale Energie- und Wirtschaftskreisläufe sowie
Möglichkeiten des „Eigenverbrauchs“ sind hier wichtige Punkte.
- Gesundheitliche Folgen werden nicht weniger!
Sie werden mehr und oft unter fadenscheinigen „Studien“ vertuscht oder
verharmlost.
- Aufklärung im Volk ist MANGELHAFT sei es
Evakuierungs- und Nofallpläne. Wir haben beim Landkreis mal nachgefragt…
OHNE WORTE! Fessenheim- ist unser „nächster Schrottreaktor“ Wo sind die Evakuierungspläne,
…
- Spätfolgen Fukushima: Verseuchte
Landstriche- Tokio mit Überhöhten Strahlenwerte- Wann kommen die ersten
kranken Menschen, Kinder? Alle Opfer sollten nicht in Vergessenheit
geraten.
- Es ist immer noch unklar was mit TOKYO
passiert- die Strahlenwerte die gemessen werden sind teils mehr als
bedenklich. Die Menschen vor Ort werden z.Teil im Ungewissen gelassen.
Auch drohen schon weiter Erdbeben in der Region der havarierten und z.T.
aktuell still gelegten AKWs. Was dann?
Ich könnte diese Liste
noch weiter treiben- doch fehlt mir dazu manchmal die Kraft.
Mir fallen dabei immer
wieder Hermann Hesses Worte ein:
„Die Welt erstickt in der
Herzlosigkeit und Naturlosigkeit derer, von denen sie regiert wird.“
Darum müssen wir DRAN
BLEIBEN- aufklären auch im kleinen, neue alternative Projekte anregen, Mahnen
und erinnern.
Das wollte ich all denen
mitgeben, die sagen:
Des isch durch!
Gebt denen diese Punkte an die Hand- mal sehen ob
se dann immer noch so denken!
Ich freue mich auf neue
Wegbegleiter bei unserer Aufgabe nicht los zulassen und „kritisch zu begleiten“-
vielleicht bis nächsten
Montag- 18 Uhr vor dem Rathaus in Freudenstadt.
Einen schönen Abend noch
Euch allen- und vielleicht nachher im Kloster bei der Ausstellung.
Dietmar Lust
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