Dienstag, 13. März 2012

Des isch durch! Warum protestiert ihr denn noch?


Rede Fukushima Gedenk- Tag 12.3.2012 Horb Dietmar Lust


Hallo liebe Freunde und Freundinnen, liebe Mitstreiter, Wegbegleiter, Mitbüger- MITMENSCHEN

Für die, die mich nicht kennen- mein Name ist Dietmar Lust, ich komme aus Freudenstadt.

Warum stehe ich jetzt gerade hier vor Euch?

Aus der lokalen Organisation der Menschenkette am 12.3.2011 wurde mehr- viel mehr.

Erschüttert, verunsichert und unsäglich traurig wurde kurzfristig am Sonntag 13.3. zusammen mit Walter Trefz- hier steht er- beschlossen, wir müssen unsere Mitbürger informieren, uns austauschen und dieser furchtbaren Unglückskette gedenken und mahnen.

In einer Telefonkette wurden Freunde, Bekannte informiert, Mails geschrieben und die Presse informiert.

Rund 150 Menschen versammelten sich darauf am Montag 14.3. auf dem Marktplatz in Freudenstadt. Über 200 Menschen am darauf folgenden Montag.

Damals.

Aber Warum sind wir heute hier?

Ich höre oft:

„Lasst doch die Demos bleiben- der Ausstieg ist beschlossen!“

Des isch durch! Dr Ausschtieg isch beschloßa!

Ist wirklich alles Durch? NEIN- NEIN und nochmal NEIN

Frei nach Goethe:

„Die ich rief, die Geister, / Werd’ ich nun nicht los.“

Genau so werden wir die teuflisch gefährliche Strahlung der Atomkraft nicht los.
Auch wenn der Chef der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO), Hans Blix meint: >> Der Unfall von Fukushima sei nur ein Schlagloch auf dem Weg der Atomkraftentwicklung!<<



Ich zähle nur mal ein paar Punkte auf für die belegen, dass es eben nicht DURCH ist:

  1. Die weltweite Endlagerfrage nach wie vor unklar- JA wo hin denn mit dem „Dreck“- auf den Mars schießen? Jedes Kind weis, dass Mars verbrauchte Energie sofort wieder zurück bringt….

  1. Beispiel Gorleben –  ein nun belegter Trick der Regierung- bis jetzt nur besserer „Schafstall“ – halt aus Beton- Dieser wird vom Zwischenlager wohl bald zum Endlager mutieren.

  1. Wo und wie wird weiter gelagert in Deutschland… so wie in Frankreich? Unter dem Parkplatz der Fußballstadien und Fabriken, wie in Frankreich so peu a peu gerade rauskommt?

  1. Das Institut für Transurane, kurz ITU-> Forschung an 4. und 5. Generation AKWs unter Deckmantel der Müllaufbereitung und Medizin. DIREKT VOR UNSERER NASE in Karlsruhe. Gedeckelt und für uns rechtlich schlecht zu regeln, weil eine EU- Forschungseinrichtung. Muss diese Forschung sein, in einem Land, das gerade beschlossen hat, aus der Kernenergie auszusteigen? Auch hier gehen die Menschen auf die Straße. Es sollen nebenbei auch noch die Menge der eingelagerten Stoffe erhöht werden. Unter anderem größere Mengen PLUTONIUM

  1. Ausstieg sicher? Wurde schon einmal gekippt (Ende Oktober 2010)- wir haben ja noch 10 Jahre und min, 3 Bundestagswahlen- also noch „Zeit“ und Möglichkeiten genug, den Ausstieg aus dem Ausstieg wieder zu beschließen!

  1. Jetzt die quasi Entmächtigung des Parlaments durch den Vorstoß von Rösler und Röttgen zur „einfachen“ Regelung der Vergütungen für die Erneuerbaren Energien. Hier wird der Atomlobby mal kurz eine „Beruhigungs- Pille“ zugeschoben. Nen Atomzäpfle wäre meine Antwort für die Herren. Mit diesem Gesetz wird der Rückkehr zum Atomstrom wieder eine Tür geöffnet.

  1. AKWs die stillgelegt sind, sollen zum Teil nur „versiegelt“ werden- also ein „Hintertürchen“ fürs reaktivieren auch hier!

  1. Hermesbürgschaften für andere AKWs im Ausland
    1. Indien, Jaitapur: Geplanter Bau von 2-6 Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) in Erdbeben-Hochrisikozone (92 Erdbeben seit 1985). Erbitterter Widerstand vor Ort. Status:rgschaft angefragt.
    2. China, Haiwei: 50-60 AKWs – Anträge gestellt
    3. Brasilien, Angra 3: Antrag läuft! Es akt. Weitergebaut! Verhandlungen laufen.
    4. Großbritannien, Wylfa: rgschaft angefragt.
    5. Finnland: Pyhäjoki: rgschaft angefragt.

  1. was macht die EU? Polen, Skandinavien, …?? Hier müssen wir unser Auge drauf werfen- überall sollen neue AKWs gebaut werden- teils wehren sich die Bürger dort vor Ort. Sie benötigen auch Solidarität „über die Grenzen“ hinweg- denn Strahlung kennt keine Ländergrenzen- neuester Coup unseres „EU Energieministers Oettinger“ – sie wissen der Mann, der der Überzeugung ist, dass „westlich von Paris nur Wiesen und Kühe leben“- 40 neue AKWs in der EU sind „in der Schublade“. Und er befindet diese für Notwendig! Gestützt auf „Stresstests“ welche die Betreiber natürlich selber durchführen… hier fehlen mir die Worte.

  1. Wir sind die kritischen Beobachter und Mahner- WIR sind gefragt lokal und global den Politikern auf die Finger zu schauen- SIE vertreten unsere Meinung- also sollten sie…

  1. Rückbau eines AKWs- 20-40 Jahre hier lauern jede Menge Gefahren – mal vom Atomaren Müll der dann auch „Entgelagert“ werden muss!

  1. Lokale regenerative Energieprojekte sind noch zu wenig diese müssen wir anstoßen, begleiten, SELBER in die Hand nehmen. Bürgerenerige, Lokale Energie- und Wirtschaftskreisläufe sowie Möglichkeiten des „Eigenverbrauchs“ sind hier wichtige Punkte.

  1. Gesundheitliche Folgen werden nicht weniger! Sie werden mehr und oft unter fadenscheinigen „Studien“ vertuscht oder verharmlost.

  1. Aufklärung im Volk ist MANGELHAFT sei es Evakuierungs- und Nofallpläne. Wir haben beim Landkreis mal nachgefragt… OHNE WORTE! Fessenheim- ist unser „nächster Schrottreaktor“ Wo sind die Evakuierungspläne, …

  1. Spätfolgen Fukushima: Verseuchte Landstriche- Tokio mit Überhöhten Strahlenwerte- Wann kommen die ersten kranken Menschen, Kinder? Alle Opfer sollten nicht in Vergessenheit geraten.

  1. Es ist immer noch unklar was mit TOKYO passiert- die Strahlenwerte die gemessen werden sind teils mehr als bedenklich. Die Menschen vor Ort werden z.Teil im Ungewissen gelassen. Auch drohen schon weiter Erdbeben in der Region der havarierten und z.T. aktuell still gelegten AKWs. Was dann?

Ich könnte diese Liste noch weiter treiben- doch fehlt mir dazu manchmal die Kraft.

Mir fallen dabei immer wieder Hermann Hesses Worte ein:

„Die Welt erstickt in der Herzlosigkeit und Naturlosigkeit derer, von denen sie regiert wird.“

Darum müssen wir DRAN BLEIBEN- aufklären auch im kleinen, neue alternative Projekte anregen, Mahnen und erinnern.

Das wollte ich all denen mitgeben, die sagen:

Des isch durch!

Gebt denen diese Punkte an die Hand- mal sehen ob se dann immer noch so denken!

Ich freue mich auf neue Wegbegleiter bei unserer Aufgabe nicht los zulassen und „kritisch zu begleiten“-

vielleicht bis nächsten Montag- 18 Uhr vor dem Rathaus in Freudenstadt.

Einen schönen Abend noch Euch allen- und vielleicht nachher im Kloster bei der Ausstellung.


Dietmar Lust






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