MAHNEN UND WACHEN
Die Anti-Atom-Demo in Freudenstadt ist schon fest etabliert
Knapp 90 Personen beteiligten sich am Montag wieder an der mittlerweile 6. Antiatom-Mahnwache auf dem Freudenstädter Marktplatz. Damit werden weiter Zeichen gesetzt gegen Atompolitik.
MONIKA SCHWARZ
Anti-Atom-Mahnwache in Freudenstadt auf dem Oberen Marktplatz, mit Walter Trefz als Redner im Vordergrund.Bild: mos
Freudenstadt. Nach Tschernobyl sei man nicht energisch genug am Thema dran geblieben, das dürfe jetzt nach Fukushima nicht noch einmal passieren, sagt der grüne Stadt- und Kreisrat Walter Trefz. Gemeinsam mit Dietmar Lust (Grüne) hat er die Mahnwachen, die derzeit an vielen Orten immer um dieselbe Zeit stattfinden, in Freudenstadt ins Leben gerufen. Bis alle Kraftwerke abgeschaltet sind, werde er mahnen, sagt Trefz bestimmt.
In erster Linie beteiligt sich in Freudenstadt die ältere Generation an den Mahnwachen. Das sind eben diejenigen, die Tschernobyl und die Folgen vor 25 Jahren bewusst erlebt und die damalige Medienberichterstattung verfolgt haben. Mit dabei sind im Wechsel auch Freudenstädter Pfarrer, die sich in kurzen Ansprachen zu Wort melden. Pfarrer Wilfried Röcker von der Friedenskirche bat die Mahnenden am Montag darum, schweigend an die Japaner zu denken, die aufgrund der Katastrophe ihre Heimat verlassen müssen. Reflektieren solle man bei der Gelegenheit aber auch das eigene Leben, so Röcker.
Passend zum Anlass hatte er ein Lied mitgebracht. „Nach dieser Erde gibt es keine, die eines Menschen Wohnung wär‘“ wurde von ihm auf der Gitarre begleitet. Nicht nur Walter Trefz würde sich freuen, wenn die musikalische Begleitung der Mahnwachen künftig noch ausgebaut wird. Man werde am Thema dran bleiben, auch wenn Fukushima langsam schon wieder aus den Schlagzeilen verschwindet, so Trefz.
Ein langes Gedicht, das kurz nach der Katastrophe von Tschernobyl die Empfindungen damals zum Ausdruck brachte, wurde von Ilse Süsser verlesen. Sie hat die Lyrik, die nichts an Aktualität verloren hat, in einer alten Zeitung entdeckt.
Dietmar Lust informierte darüber, dass viele Regierungen mittlerweile an dem Punkt angekommen seien, an dem sie ihre eigenen Atompläne überdenken. Indien beispielsweise habe den Neubau von vier Reaktoren in den von Tsunamis betroffenen Gebieten gestoppt. Auch eine neue Behörde für Reaktorsicherheit sei dort gegründet worden. Mit einem Forderungskatalog habe man sich an die Bundestagsabgeordneten gewandt, und diese um ein Gespräch oder eine Stellungnahme in einer eigens anberaumten Dialogwoche vom 16. bis 21. Mai gebeten.
Hans-Joachim Fuchtel (CDU) habe allerdings mitteilen lassen, dass er „keinen Kontakt wünsche“- gab Lust bekannt. Es sei nun zu überlegen, wie man weiter verfahren soll. Konkrete Vorschläge, was man im Landkreis tun könnte, kann Lust auch präsentieren. Eine Stromwechselparty, Stromspartipps, ein Arbeitskreis zur Klärung der Stromverhältnisse im Kreis oder das erklärte Ziel „Atomkraftfreier Landkreis“ lauteten einige der Ideen. Auch den Besuch von Kommunen, die diesen Weg bereits weiter gegangen sind – etwa Schönau – wäre denkbar. Erfreulich nannte Lust, dass 50 Teilnehmer aus Freudenstadt und Umgebung bei der Ostermontagsdemo in Kehl waren. Am 28. Mai findet die nächste Anti-Atom-Demo in etlichen Großstädten statt. Die nächste Stuttgart 21-Gegendemonstration ist bereits am 21. Mai vor dem Hauptbahnhof.
Ein grundlegend verändertes Denken in Sachen Energieverschwendung, Verkehrswege etc. fordert auch Hans Lambacher, der gemeinsam mit seiner Frau immer dann zu den Mahnwachen kommt, wenn ihm das zeitlich möglich ist. Wenn Nordseekrabben zum Auspuhlen nach Marokko exportiert werden, um danach wieder auf den hiesigen Markt zu gelangen, dann laufe da etwas verkehrt.
05.05.2011 - 08:30 Uhr
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