Sonntag, 29. Dezember 2013

Jahreswechsel, Winterpause und neue Termine

Liebe Freunde und Freundinnen,
liebe Leser,

die Bürgerinitiative Mahnwache für den Atomausstieg Freudenstadt macht Winterpause.

Die letzten Jahre habe gezeigt, dass in den kalten Wintermontagen es nicht sonderlich "wirtlich" ist am Rathauseck.
Es wird ab und an eventuell einen "Stammtisch" im trockenen geben bis die erste Mahnwache am Montag 3.3.2014 zur gewohnten Uhrzeit auf dem Marktplatz stattfindet.

Bis dahin möchte ich euch ein paar Worte zum Nachdenken mitgeben (geklaut vom Rundbrief des www.pro-nationalpark-schwarzwald.de )

"Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden." John Ruskin 
Herzliche Grüße,
Dietmar Lust


Sonntag, 20. Oktober 2013

Steht die Welt am Abgrund- und sagt es uns keiner?

Ja- ich stelle diese Frage bewusst in den Raum.
Werden wir bewusst "dumm" gehalten um nicht in Panik auszubrechen? Oder ist die Hilflosigkeit so übermächtig, dass es bewusst verdrängt wird?

Die Situation in Fukushima ist mehr als kritisch. Verschiedene Berichte von Forschern bestätigen den Verdacht, dass die Bergung der Brennstäbe in Fukushima mehr Gefahr bergen als wir uns vorstellen können:

Fukushima: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rettung gelingt, geht gegen Null“

"Der gefährlichste Moment in der Geschichte der Menschheit"

Die wichtigste Aufgabe der Menschheit sollte in den nächsten Jahren sein GEMEINSAM an diesem Problem zu arbeiten. Es wird die Aufgabe der Weltbevölkerung sein sich nun zu solidarisieren und alle Anstrengungen darauf zu lenken die Büchse der Pandora welche wir geöffnet haben mit der Atomkraft, zu schließen. Es gibt nicht viele Experten die ihren Input dazu geben können wir die Situation in Fukushima ins Positive gelenkt werden kann. Diese sollten mit der Unterstützung aller Staaten (jeder wie er kann) den Prozess unterstützen.

Wir haben die Welt nur von unseren Kindern geborgt. Passen wir darauf auf. 

Sonntag, 31. März 2013

Merkels Sargnagel

... so lautet der Titel eines Artikels in der TAZ vom Montag 25.3.2013.

Dem ist leider nix mehr hinzuzufügen!

Auch zwei Jahre nach der Energiewende ist das Verhältnis der Regierung Merkel zu erneuerbaren Energien widersprüchlich. An manchen Tagen lobt sie den Wechsel zu Wind- und Solarenergie geradezu in den Himmel. Um dann, kurz darauf, zur Vorsicht zu mahnen, sich darüber zu beklagen, dass alles zu schnell gehe, und die EEG-Umlage für zu hohe Energiepreise verantwortlich zu machen. 
.... 
Lest selber hier weiter


Mittwoch, 20. März 2013

Dezentrale Speicher - Retten Bürger die Energiewende?

Neues Fundament für Fessenheim?

Axel Mayer vom BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein hat mir einen interessanten Artikel gesendet:

"
Dipl. Ing Dieter Majer, bis 2011 im BMU zuständig für Reaktorsicherheit, sagt im SWR-Interview Beeindruckendes zur 1/6-Bodenplattenverstärkung in Fessenheim:
 Bricht der Reaktordruckbehälter tatsächlich oberhalb des verstärkten Sechstels? Wohin fließt der geschmolzene Kern ab? Wie sollen Dampfexplosionen verhindert werden, wenn Wasser mit der rd. 2000°C heißen Schmelze in Kontakt kommt? Die Strahlenbelastung für Arbeiter: erinnert an die Rein-Raus-Wechselschichten in Tschernobyl – kann man Menschen diesen Job zumuten?
"
Hier weiter hören:

Dienstag, 12. März 2013

"Energiewende schon wieder in Gefahr"

"Von Jürgen Döschner, WDR
Es sah so einfach, so einig aus. Nach Fukushima schien wenigstens in Deutschland der Weg frei in eine Welt der neuen, der erneuerbaren Energie. Selbst die glühendsten Anhänger der Atomkraft hatten sich gewendet oder zumindest versteckt. Deutschland einig Energiewende-Land. ... (mehr) "

so schauts aus!

Montag, 11. März 2013

2. Jahrestag FUKUSHIMA

Das neblig kalte Wetter auf dem Marktplatz in Freudenstadt hielt die rund 70 Menschen nicht ab den Opfern von Fukushima zu gedenken. Die Presse hat uns mal wieder mit Ihrer Abwesenheit beehrt. Daher hier ein paar Eindrücke und die Rede von Dietmar Lust.







Rede zur Mahnwache am 2. Fukushima Jahrestag 11.3.2013 in Freudenstadt


Hallo liebe Freunde und Freundinnen, liebe Mitstreiter, Wegbegleiter, Mitbüger-
Liebe MITMENSCHEN

Für die, die mich nicht kennen- mein Name ist Dietmar Lust, ich komme hier aus Freudenstadt. Und lebe nun schon über 40 Jahren auf diesem grünen Planeten, den ich jeden Tag mehr versuche zu schützen.


Es freut mich, dass ihr heute wieder so zahlreich erschienen seid, an diesem denkwürdigen Tag. Am Samstag 12.3.2011 sind wir mit sehr vielen Menschen am AKW Neckarwestheim und bis nach Stuttgart gestanden. Stumm, voller Trauer und Unsicherheit was denn da nun kommen wird.

Am Montag 14.3.2011 haben sich hier an diesem Platz rund 150 Menschen versammelt und der Opfer und Menschen vor Ort in Japan gedacht.

Seit diesem Tag sind wir hier.

Montag für Montag bis auf wenige Ausnahmen.

Denn auch nach dem wiederbeschlossenem Atomausstieg Deutschlands ist noch lange nichts „Durch“ wie manche gerne meinen möchten.

Vor zwei Jahren war der Schreck in der Welt groß. Keiner dachte an einen GAU in einem AKW in der sogenannten westlichen hochtechnologischen Welt.

„Die AKWs bei uns in Deutschland sind sicher! –

Wir haben beste Technik!

Japan ist ein Hochtechnologieland- da kann nix passieren!“

Wir wollten einen möglichen schwarzen Peter nur all zu gerne gen „Osten“ schieben z.B. Richtung Tschernobyl. Wohl aus „alter“ Gewohnheit.

Doch diese Katastrophe war anders, sie saß tief:
Mehrere zehntausend Menschen starben in den Folgen eines Erdbebens  der Stärke 9 und des daraus folgenden Tsunamis. Viele wurden Ihrer Heimat in deren Folge vertrieben. Die Plätze sind teils aufgeräumt und zum größten Teil auch wieder hergestellt.

Doch die Folgen der SUPER GAUs an den vier Reaktoren des AKWs Fukushima Daiichi sind verheerend und werden uns zeitlebens verfolgen. Wie wir heute wissen wurden die GAUs nicht durch den Tsunami hervorgerufen, sondern durch die Beben, vor der Flut!

Rund 160 000 Menschen wurden evakuiert. Ein Bruchteil davon kehrt diese Tage wieder in die Nähe von Fukushima zurück. Die Angst sitzt tief, denn die ehemaligen Bewohner wissen auch, dass die Lage an den havarierten Reaktoren nicht unter Kontrolle ist. Wohl so schnell auch nicht sein wird.

Der Staat versucht die Menschen wieder dort hin zurück zu drängen in dem er Prämien bezahlt in das kontaminierte Gebiet zu gehen. Dort Ackerbau zu betreiben, dort zu arbeiten.

Aber der Japanische Staat ist noch viel subtiler:
Ab 1. April werden die Mieten für die Übergangswohnungen der vielen Flüchtlinge nicht mehr vom Staat bezahlt! So werden sie gezwungen zurück zu gehe!

Runde 3000 Ingenieure und Hilfskräfte arbeiten an den Reaktoren um diese abzudichten und zu kühlen. Wie die aktuellen Stände in den Reaktoren sind, kann keiner genau sagen, die Strahlung in der Nähe ist einfach zu hoch.

Strahlung, die in die Atmosphäre gelangt.
Strahlung, die über das Kühlwasser und den Klärschlamm ins Meer gelangt.
Strahlung, die die Menschen vor Ort tötet, langsam aber stetig.
Strahlung, die schon erste Mutationen in der Tierwelt hervorbringt.

Die Stilllegung der Ruinen wird laut dem Leiter des AKWs ca. 30 bis 40 Jahre dauern.
In ca 3-5 Jahren werden die letzten Brennstäbe aus den Ruinen entfernt sein, wenn sie denn noch dort oder zu bergen sind.

Es wird vermutet, dass sich in den Reaktoren 1, 2 und 3 die Brennstäbe durch die Reaktorschutzhülle brennen. Man kann dies aber nicht 100% bestätigen. Diesen Prozess kann man nicht aufhalten sollte er stattfinden.
Sollte dies der Fall sein, können weiter Havarien die Folge sein, wenn die Heiße Maße auf Wasser im Keller der Reaktoren oder noch schlimmer im Erdreich trifft.

Dies hoffen wir für uns alle nicht.

Doch ist diese Havarie nur in Japan möglich?

Unsere AKWs sind doch „sicher“???

Die sogenannten Stresstest welche die EU auf drängen der  Bürgerbewegungen nun als „ihre Idee“ hat durchführe lassen sind erschreckend. Die Länder wollen nun ihre Bürger mit billigen Nachrüstaktionen in Sicherheit wiegen.

Ein GAU wie in Fukushima ist auch in Europa möglich. Die AKWs sind in zum Teil erbärmlichen Sicherheitszuständen.

„Westeuropa trägt das weltweit höchste Risiko einer radioaktiven Verseuchung durch schwere Reaktorunfälle“

Dies stellt die Studie des Max Plank in seiner Studie plausibel dar:

„Der Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie verringert zwar das nationale Risiko einer radioaktiven Verseuchung. Deutlich geringer wäre die Gefährdung, wenn auch Deutschlands Nachbarn ihre Reaktoren abschalteten“, resümiert Jos Lelieveld. „Notwendig ist nicht nur eine tiefgehende und öffentlich zugängliche Analyse der tatsächlichen Risiken, die von Kernkraftwerken ausgehen. Vor dem Hintergrund unserer Erkenntnisse sollte meiner Meinung nach auch ein international koordinierter Ausstieg aus der Kernenergie in Betracht gezogen werden“, ergänzt der Atmosphärenchemiker.

  
Beznau in der Nordschweiz (Druckwasser BJ69) 
Neckarwestheim bei Heilbronn (Druckwasser BJ76) 
Philipsburg bei Karlsruhe (Siedewasser BJ70 und Druckwasser BJ84)
Und Fessenheim (Druckwasser BJ78)

Sind unser „Brennpunkte“ – Atomarer Schrott, der uns umgibt!

Zum AKW Fessenheim und die haarsträubende Katastrophenschutzplänen haben wir Infos an unserm Infotisch für die Interessierten bereit gelegt.

Wir leben hier in Freudenstadt direkt in der Wolke die bei einem GAU in Fessenheim vorherrschen kann. In Freudenstadt, wo die Katastrophenschutzpläne sträflich vernachlässigt wurden und den Bürgern nur über Umwege zur Verfügung gestellt werden.

Das AKW Fessenheim wurde nach dem Stresstest der EU als nicht erdbebensicher eingestuft.

Das AKW Fessenheim steht am Rhein, im so genannten Oberrheingraben, einem Erdbeben Epizentrum.


Unsere AKWs sind sicher?

So was passiert bei uns nicht?


Denken Sie nach, denkt nach- darum sind wir hier,

jeden Montag.

Woche für Woche.

Wir mahnen und erinnern, wir informieren und arbeiten konstruktiv an der Energiewende mit.

Die Technologie der atomaren Energieerzeugung darf nicht weiter geführt werden, jeder Tag länger wo auf der Erde ein AKW läuft ist zu vermeiden.

Dies haben auch die Menschen in Fukushima erkannt und ab April wird mit dem Bau einer 6 MW Photovoltaikanlage begonnen. Auch um ein Zeichen zu setzen.
Für sich selbst und für die Welt.


Solche Zeichen wollen wir auch setzten- hier im Kleinen und in Zukunft.

Darüber wird nun Walter ein paar Worte erzählen.

Danke fürs Zuhören und dabei sein.

Dienstag, 5. März 2013

Fukushima Mahnwache am 11.3.2013

Ihr findet unseren Termin auch bei der TAZ.de :
http://bewegung.taz.de/termine/fukushima-mahnwache-auf-dem-groessten-marktplatz-deutschlands

Wir werden versuchen einen großen Kreis wie vor zwei Jahren auf dem Marktplatz zu machen. Dieser wird im Interner unter http://www.freudenstadt.de/42 sichtbar sein!

Grüße,
Dietmar

Donnerstag, 28. Februar 2013

Rundmail der Bürgerinitiative „Mahnwache für Atomausstieg Freudenstadt“ vom 28.2.2013

Liebe Freundinnen und Freunde,
lange hats gedauert, aber nun ist sie fertig, die neue Rundmail an euch:


Termine:

Mahnwache Montag 4.3.2013 – 18 Uhr Rathausvorplatz

Demo in Neckarwestheim Samstag 9.3.2013 13 Uhr Bahnhof Kirchheim a.N. (treffpunkt HBF Freudenstadt um 10 Uhr- Abfahrt mit der S-Bahn um 10:19 Uhr mit Gruppentickets. Ankunft in Kirchheim um 12:44 Uhr. Rückfahrt nach Absprache vor Ort)

Große Mahnwache Montag 11.3.2013 2 Jahre nach Fukushima– 18 Uhr Rathausvorplatz – Bitte kommt alle und bringt noch viele Menschen mit. Wir wollen einen großen Kreis machen als Zeichen das auch in der Webcam der Stadt Freudenstadt sichtbar ist. Wir werden einen Infotisch machen und Flyer verteilen zum Stromwechseln und zum Energiesparen. Atommüllfässer – Attrappen- sind willkommen ;-)
Ziel ist auch Passanten zu erreichen. Wer Gedichte, Musik oder andere Beiträge hat bitte kurz bei mir melden zur Koordination. Die Horber Gruppe wird in Freudenstadt mit dabei sein.

Mahnwache Montag 18.3.2013 – 18 Uhr Rathausvorplatz

Forum neues Miteinander – Kongress in Alpirsbach 20. bis 24. März. U.A. mit Ursula Sladek

Mahnwache Montag 25.3.2013 – 18 Uhr Rathausvorplatz



Interessante Links:

„Was Strom wirklich kostet“

hier das Factsheet- also alles auf einem Blatt:

„Erneuerbare Energien als Preistreiber?“



Zukünftige Projekte/ Aktionen

Wir haben uns am 4.2. nach der Mahnwache im Umweltzentrum getroffen um zu überlegen was wir tun werden in diesem Jahr. Wir haben uns auf folgende Punkte verständigt:

  1. Fukushima Jahrestag:
    1. Große Mahnwache, mehr Bevölkerung erreichen mit unserem Thema
    2. Eventuell Infotisch mit Flyern, „Glühpunsch“, etc?
  2. Stadtwerke erneut besuchen
    1. Harte Fragerunde zu den Themen: Warum Beteiligung an Windkraft offshore und nicht lokal? Wie geht’s weiter mit Speicher hier lokal? Besichtigung Biogasvergärung
  3. Besuch Wasserkraftwerk bei Martin vor Ort
    1. Eventuell Besichtigung der Bestandsanlagen am Flusslauf oberhalb zur Prüfung eines eigenen Projektes-> Wasserkraft in Bürgerhand!
    2. Erste Gespräche wurden schon geführt
    3. Infos vom UM sind angefordert.
  4. Mahnwachen an anderen Orten machen
    1. Pfalzgrafenweiler
    2. Loßburg
    3. Horb
    4. Alpirsbach   
  5. Filmveranstaltung in Freudenstadt mit „Leben mit der Energiewende“
    1. Werbeveranstaltung Freitags auf Wochenmarkt
    2. Infoveranstaltung Samstag auf Marktplatz
    3. Podiumsdiskussion mit dem Autor und einem weitern Teilnehmer
    4. Filmvorführung- eventuell Kienbergsaal
    5. Bewerbung Landes- und bundesweit
  6. Kleine Filmveranstaltung im Herbst in den Subiaco Kinos

Bitte überlegt Euch wer wo etwas an beitragen kann. Jede auch noch so „kleine Hand“ ist eine Hand die beim Bau etwas großen beitragen kann.

Wir sind eine starke Truppe, die viele Steine ins Rollen gebracht hat. Die sich Montag trifft, mahnt, informiert und sich austauscht. Dies ist eine wunderbare Einrichtung die wir nicht aufgeben sollten und auch nicht werden.

Erster logischer Schritt nun sollte sein ein eigenes Projekt aufzustellen.
„Wasserkraft in Bürgerhand“ – hier können wir starten.

Liebe Grüße,

Dietmar 

Freitag, 22. Februar 2013

Fessenheim-Befürworter machen mobil

von Axel Mayer (BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein):

http://www.tageswoche.ch/de/2013_07/international/514198/fessenheim-befuerworter-machen-mobil.htm
     
Der Entscheid von Staatspräsident François Hollande, das älteste AKW Frankreichs bis Ende 2016 abzustellen, stösst im Elsass auf heftigen Widerstand. Die Betreibergesellschaft EDF rüstet nach und hofft auf fette Gewinne über 2016 hinaus. Von Felix Maise

«La Centrale de Fessenheim est sûre … qu’elle dure!» (Das Kraftwerk Fessenheim ist sicher - möge es weiter bestehen) war auf einem der Transparente zu lesen. «Non au marchandage politique de Fessenheim» (Nein zum politischen Kuhhandel mit Fessenheim) auf einem anderen: Rund 300 Manifestanten, vorwiegend Gewerkschafter, AKW-Angestellte samt Angehörigen und Lokalpolitiker marschierten letzte Woche durch Colmar, um gegen die von der französischen Regierung bis Ende 2016 versprochene, endgültige Schliessung des AKW Fessenheim zu demonstrieren.
Die befürworter haben einen eigenen Verein ins Leben gerufen.
Sie halten die zwei Elsässer EDF-Altreaktoren am Rhein für nach wie vor sicher und sehen im Regierungsentscheid einen rein politischen Kuhhandel. Um ihr Ziel zu erreichen, Fessenheim über 2016 hinaus weiterzubetreiben, haben sie jetzt eine eigene Organisation gegründet. «Fessenheim – notre énergie» nennt sich der Verein, den Gewerkschafter, Lokalpolitiker und Unternehmer aus der Region ins Leben gerufen haben.
Als erste konkrete Aktion haben sie eine Klage gegen die im letzten Spätherbst erfolgte Einsetzung des Fessenheim-Delegierten Francis Rol-Tanguy durch die Regierung Hollande eingereicht. Der «Monsieur Fessenheim», wie er auch genannt wird, soll sich um die geregelte Abstellung des AKW kümmern. Der Nomination des 59-jährigen Ingenieurs, eines früheren Kabinettsdirektors der Regierung Jospin, fehle die juristische Grundlage, bemängeln die Fessenheim-Anhänger. Eine gleich lautende Klage haben beim französischen Staatsrat auch die vier grossen nationalen Gewerkschaften deponiert. Bisher fehlt dem Fessenheim-Entscheid der Regierung Hollande in der Tat die parlamentarische Absicherung: Erst im Herbst dieses Jahres soll das dafür notwendige Gesetz verabschiedet werden.
Dass der Fessenheim-Regierungsbeauftragte vor Ort gar nicht willkommen ist, zeigte sein erster Besuch im Elsass. Gewerkschafter hatten Ende letzten Jahres Rol-Tanguy den Zutritt zum AKW schlicht verwehrt und ein geplantes Treffen mit Fessenheim-Direktor Thierry Rosso verunmöglicht. Vor zwei Wochen hat jetzt ein erstes Gespräch in aller Heimlichkeit doch stattgefunden, wie Rosso erst hinterher in einem Radiointerview verriet.

Deutsch-französische Spannungen

Wie schwer sich weite Kreise im Südelsass mit der angekündigten Schliessung von Fessenheim tun, zeigte sich auch an der jüngsten Sitzung der Informations- und Überwachungskommission (Clis) von letzter Woche. In dem Begleitgremium, dem auch von Fessenheim stark betroffene Grenznachbarn aus dem grünen Bundesland Baden-Württemberg angehören, kam es im Jubeljahr der deutsch-französischen Freundschaft zu einer ernsthaften deutsch-französischen Verstimmung. Das Landes-Umweltdepartement in Stuttgart hatte beim AKW-kritischen deutschen Öko-Institut eine Studie zu Fessenheim in Auftrag gegeben, die punkto Sicherheit zu ungünstigeren Schlüssen als die französische Atomaufsicht ASN kam. Clis-Präsident Michel Habig, ein atomfreundlicher UMP-Lokalfürst, kritisierte vehement die «unangenehme Überraschung» durch das der Kommission nicht offiziell angekündigte, deutsche Vorgehen. Die französischen Behördevertreter hätten erst nach der Pressekonferenz von der Studie erfahren, die ihrer Meinung nach nicht auf dem neusten Stand sei. «Der Bericht ist politisch, nicht wissenschaftlich begründet», hatte zuvor der Fessenheim-Direktor Thierry Rosso die französische öffentliche Meinung vorgespurt.

Atomaufsicht akzeptiert Billig-Nachrüstung

Tatsächlich zeigt sich die französische Atomaufsicht mit Fessenheim sehr viel nachsichtiger als das Ökoinstitut. So hat die Autorité de sûreté nucléaire (ASN) zwar wie alle AKW-Sicherheitsbehörden der EU nach Fukushima eine Reihe von zusätzlichen Auflagen an den Weiterbetrieb der zwei besonders erdbeben- und flutgefährdeten Elsässer EDF-Reaktoren erlassen. Zentral war dabei unter anderem die Forderung nach einer Verstärkung der nur 1,5 Meter dicken Beton-Bodenplatten unter den Reaktorkernen. Quasi als Weihnachtsgeschenk hat die ASN im letzten Dezember diese Auflage dann aber als erfüllt erklärt.
EDF hatte eine schlaue, für die beiden Reaktoren bloss 30 Millionen Euro teure Lösungsvariante vorgeschlagen: Der Sockel wird dabei bloss um 50 Zentimeter dicker. Dafür wird gleichzeitig ein neues Abflussbassin gebaut, in welches das bei einer Kernschmelze entstehende gefährliche Thorium auslaufen und länger unter Kontrolle gehalten werden soll. Die EDF-Lösung ist eine Weltpremiere: André Herrmann, bis vor kurzem offizieller Beobachter der Basler Regierung in der Fessenheim-Kommission Clis und Präsident der Eidgenössischen Strahlenschutzkommission, hatte vor dem Entscheid der ASN gegenüber der TagesWoche Zweifel an der Innovation angemeldet.
Ohne das im Dezember gegebene, grüne Licht der französischen Atomaufsicht für die vergleichsweise billige Fessenheim-Nachrüstung hätte das AKW bereits im nächsten Sommer abgestellt werden müssen. Jetzt macht sich die EDF daran, die geforderten Anpassungen vorzunehmen.
Eine Kernschmelze mit Folgen wie in Fukushima würde Frankreich 430 Milliarden Euro kosten.
Die Elsässer Fessenheimgegner-Organisationen kritisieren diese Investitionen als sinnlos: Das AKW ohne weitere Millionenkosten schon jetzt abzuschalten, halten sie für vernünftiger und sicherer. AKW-Direktor Rosso widerspricht. Bei einem Fessenheim-Jahresgewinn von 400 Millionen Euro lohnten sich die Investitionen allemal. Zum Schliessungsentscheid äussert er sich als vorsichtiger, kluger Taktiker lieber nicht. Dass sein Arbeitgeber, der französische Strommonopolist EDF, den Abstelltermin nur zu gerne aufschieben würde, ist allerdings kein Geheimnis.

Risiken und Kosten werden Thema

Auffällig ist allerdings, dass in Frankreich und im Elsass neuerdings auch in einer breiteren Öffentlichkeit nicht nur über Arbeitsplätze und EDF-Gewinne, sondern auch über die lange Zeit verdrängten Risiken der nationalen Atomindustrie diskutiert wird: Eine vom renommierten Institut national de radioprotection et de sûreté nucléaire (IRSN) veröffentlichte Studie nennt erstmals die Kosten möglicher AKW-Katastrophen. Eine Kernschmelze mit Folgen wie in Fukushima würde Frankreich 430 Milliarden Euro kosten, hat der Wirtschaftswissenschafter Patrick Momal errechnet.
Und selbst ein «normaler», schwerer Unfall, dessen Folgen sich auf die nähere Umgebung eines AKW beschränken liessen, wäre noch 120 Milliarden Euro teuer, was rund 6 Prozent des jährlichen Bruttoinlandprodukts entspricht. «Das wäre viel teurer als alle bisherigen Industriekatastrophen wie etwa die Explosion der Chemiefabrik AZF in Toulouse oder die Tankerkatastrophe der Erika es waren»,

Dienstag, 29. Januar 2013