Montag, 11. März 2013

2. Jahrestag FUKUSHIMA

Das neblig kalte Wetter auf dem Marktplatz in Freudenstadt hielt die rund 70 Menschen nicht ab den Opfern von Fukushima zu gedenken. Die Presse hat uns mal wieder mit Ihrer Abwesenheit beehrt. Daher hier ein paar Eindrücke und die Rede von Dietmar Lust.







Rede zur Mahnwache am 2. Fukushima Jahrestag 11.3.2013 in Freudenstadt


Hallo liebe Freunde und Freundinnen, liebe Mitstreiter, Wegbegleiter, Mitbüger-
Liebe MITMENSCHEN

Für die, die mich nicht kennen- mein Name ist Dietmar Lust, ich komme hier aus Freudenstadt. Und lebe nun schon über 40 Jahren auf diesem grünen Planeten, den ich jeden Tag mehr versuche zu schützen.


Es freut mich, dass ihr heute wieder so zahlreich erschienen seid, an diesem denkwürdigen Tag. Am Samstag 12.3.2011 sind wir mit sehr vielen Menschen am AKW Neckarwestheim und bis nach Stuttgart gestanden. Stumm, voller Trauer und Unsicherheit was denn da nun kommen wird.

Am Montag 14.3.2011 haben sich hier an diesem Platz rund 150 Menschen versammelt und der Opfer und Menschen vor Ort in Japan gedacht.

Seit diesem Tag sind wir hier.

Montag für Montag bis auf wenige Ausnahmen.

Denn auch nach dem wiederbeschlossenem Atomausstieg Deutschlands ist noch lange nichts „Durch“ wie manche gerne meinen möchten.

Vor zwei Jahren war der Schreck in der Welt groß. Keiner dachte an einen GAU in einem AKW in der sogenannten westlichen hochtechnologischen Welt.

„Die AKWs bei uns in Deutschland sind sicher! –

Wir haben beste Technik!

Japan ist ein Hochtechnologieland- da kann nix passieren!“

Wir wollten einen möglichen schwarzen Peter nur all zu gerne gen „Osten“ schieben z.B. Richtung Tschernobyl. Wohl aus „alter“ Gewohnheit.

Doch diese Katastrophe war anders, sie saß tief:
Mehrere zehntausend Menschen starben in den Folgen eines Erdbebens  der Stärke 9 und des daraus folgenden Tsunamis. Viele wurden Ihrer Heimat in deren Folge vertrieben. Die Plätze sind teils aufgeräumt und zum größten Teil auch wieder hergestellt.

Doch die Folgen der SUPER GAUs an den vier Reaktoren des AKWs Fukushima Daiichi sind verheerend und werden uns zeitlebens verfolgen. Wie wir heute wissen wurden die GAUs nicht durch den Tsunami hervorgerufen, sondern durch die Beben, vor der Flut!

Rund 160 000 Menschen wurden evakuiert. Ein Bruchteil davon kehrt diese Tage wieder in die Nähe von Fukushima zurück. Die Angst sitzt tief, denn die ehemaligen Bewohner wissen auch, dass die Lage an den havarierten Reaktoren nicht unter Kontrolle ist. Wohl so schnell auch nicht sein wird.

Der Staat versucht die Menschen wieder dort hin zurück zu drängen in dem er Prämien bezahlt in das kontaminierte Gebiet zu gehen. Dort Ackerbau zu betreiben, dort zu arbeiten.

Aber der Japanische Staat ist noch viel subtiler:
Ab 1. April werden die Mieten für die Übergangswohnungen der vielen Flüchtlinge nicht mehr vom Staat bezahlt! So werden sie gezwungen zurück zu gehe!

Runde 3000 Ingenieure und Hilfskräfte arbeiten an den Reaktoren um diese abzudichten und zu kühlen. Wie die aktuellen Stände in den Reaktoren sind, kann keiner genau sagen, die Strahlung in der Nähe ist einfach zu hoch.

Strahlung, die in die Atmosphäre gelangt.
Strahlung, die über das Kühlwasser und den Klärschlamm ins Meer gelangt.
Strahlung, die die Menschen vor Ort tötet, langsam aber stetig.
Strahlung, die schon erste Mutationen in der Tierwelt hervorbringt.

Die Stilllegung der Ruinen wird laut dem Leiter des AKWs ca. 30 bis 40 Jahre dauern.
In ca 3-5 Jahren werden die letzten Brennstäbe aus den Ruinen entfernt sein, wenn sie denn noch dort oder zu bergen sind.

Es wird vermutet, dass sich in den Reaktoren 1, 2 und 3 die Brennstäbe durch die Reaktorschutzhülle brennen. Man kann dies aber nicht 100% bestätigen. Diesen Prozess kann man nicht aufhalten sollte er stattfinden.
Sollte dies der Fall sein, können weiter Havarien die Folge sein, wenn die Heiße Maße auf Wasser im Keller der Reaktoren oder noch schlimmer im Erdreich trifft.

Dies hoffen wir für uns alle nicht.

Doch ist diese Havarie nur in Japan möglich?

Unsere AKWs sind doch „sicher“???

Die sogenannten Stresstest welche die EU auf drängen der  Bürgerbewegungen nun als „ihre Idee“ hat durchführe lassen sind erschreckend. Die Länder wollen nun ihre Bürger mit billigen Nachrüstaktionen in Sicherheit wiegen.

Ein GAU wie in Fukushima ist auch in Europa möglich. Die AKWs sind in zum Teil erbärmlichen Sicherheitszuständen.

„Westeuropa trägt das weltweit höchste Risiko einer radioaktiven Verseuchung durch schwere Reaktorunfälle“

Dies stellt die Studie des Max Plank in seiner Studie plausibel dar:

„Der Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie verringert zwar das nationale Risiko einer radioaktiven Verseuchung. Deutlich geringer wäre die Gefährdung, wenn auch Deutschlands Nachbarn ihre Reaktoren abschalteten“, resümiert Jos Lelieveld. „Notwendig ist nicht nur eine tiefgehende und öffentlich zugängliche Analyse der tatsächlichen Risiken, die von Kernkraftwerken ausgehen. Vor dem Hintergrund unserer Erkenntnisse sollte meiner Meinung nach auch ein international koordinierter Ausstieg aus der Kernenergie in Betracht gezogen werden“, ergänzt der Atmosphärenchemiker.

  
Beznau in der Nordschweiz (Druckwasser BJ69) 
Neckarwestheim bei Heilbronn (Druckwasser BJ76) 
Philipsburg bei Karlsruhe (Siedewasser BJ70 und Druckwasser BJ84)
Und Fessenheim (Druckwasser BJ78)

Sind unser „Brennpunkte“ – Atomarer Schrott, der uns umgibt!

Zum AKW Fessenheim und die haarsträubende Katastrophenschutzplänen haben wir Infos an unserm Infotisch für die Interessierten bereit gelegt.

Wir leben hier in Freudenstadt direkt in der Wolke die bei einem GAU in Fessenheim vorherrschen kann. In Freudenstadt, wo die Katastrophenschutzpläne sträflich vernachlässigt wurden und den Bürgern nur über Umwege zur Verfügung gestellt werden.

Das AKW Fessenheim wurde nach dem Stresstest der EU als nicht erdbebensicher eingestuft.

Das AKW Fessenheim steht am Rhein, im so genannten Oberrheingraben, einem Erdbeben Epizentrum.


Unsere AKWs sind sicher?

So was passiert bei uns nicht?


Denken Sie nach, denkt nach- darum sind wir hier,

jeden Montag.

Woche für Woche.

Wir mahnen und erinnern, wir informieren und arbeiten konstruktiv an der Energiewende mit.

Die Technologie der atomaren Energieerzeugung darf nicht weiter geführt werden, jeder Tag länger wo auf der Erde ein AKW läuft ist zu vermeiden.

Dies haben auch die Menschen in Fukushima erkannt und ab April wird mit dem Bau einer 6 MW Photovoltaikanlage begonnen. Auch um ein Zeichen zu setzen.
Für sich selbst und für die Welt.


Solche Zeichen wollen wir auch setzten- hier im Kleinen und in Zukunft.

Darüber wird nun Walter ein paar Worte erzählen.

Danke fürs Zuhören und dabei sein.

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