Montag, 19. September 2011

Fukushima mahnt: Bevölkerung vor atomaren Gefahren schützen


Bündnis solidarisiert sich mit heutiger Großdemonstration in Tokio

Fukushima mahnt: Bevölkerung vor atomaren Gefahren schützen


Ein Bündnis von Anti-Atom-Initiativen unterstützt die Forderung der Demonstranten heute in
Tokio nach einem Ende der zivilen Nutzung der Atomenergie in Japan. Sechs Monate nach dem
Atom-Gau verweigert die japanische Regierung den Menschen im Unglücksgebiet von Fukushima immer noch dringend benötigte Hilfe. Bis heute existiert kein staatliches Evakuierungsprogramm für Japaner, die weiter als 20 Kilometer vom havarierten Reaktor entfernt leben.

Dabei werden in weiter von Fukushima-Dai-ichi entfernten Gebieten sogenannte „Hot Spots“ entdeckt. Das sind Gebiete, in denen die radioaktive Strahlung besonders hoch ist. Auch noch bis zu 60 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk entfernt wurden Messungen der unabhängigen japanischen Organisation Citizens‘ Radioactivity Measuring Station zufolge auf einem Kinderspielplatz mehr als 60 Mikrosievert pro Stunde festgestellt. Normal wären weniger als 0,1 Mikrosievert pro Stunde.

Der wissenschaftliche Berater der japanischen Präfektur Fukushima Prof. Shunichi Yamashita, behauptet, bis zu einer Strahlendosis von 100 Millisievert pro Jahr bestehe für die Menschen keine Gesundheitsgefahr. Letzte Woche war er Hauptredner auf dem internationalen Expertensymposiums zu „Radioaktivität und Gesundheitsrisiken“ der Nippon Foundation, zu dem kein einziger atomenergie-kritischer Wissenschaftler geladen war.  Vertreter internationaler Nichtregierungsorganisationen - darunter auch die IPPNW - haben einen Protestbrief an das Vorbereitungskomitee versendet.
Die radioaktive Strahlung schädigt das Erbgut insbesondere bei Kindern und Embryos. Dies kann zu Fehlgeburten, Missbildungen und Krebs führen. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Folgen der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und der Tschernobylkatastrophe werden bis heute durch ein Geheimabkommen aus dem Jahre 1959 zwischen der Internationalen Atomenergieagentur IAEA und der Weltgesundheitsorganisation WHO unterdrückt.
Die WHO hat die Definitionshoheit der Gesundheitsschäden durch radioaktive Strahlung an die IAEA abgegeben. Deren satzungsgemäßes Ziel ist jedoch die Förderung der Atomenergie. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat unzähligen Menschen Leben und Gesundheit gekostet. Das verharmlost und unterschlägt die WHO bis heute. In gleicher Weise wird jetzt den Menschen in Fukushima Hilfe vorenthalten. Diese Ignoranz gegenüber den Opfern nuklearer Katastrophen ist unerträglich.
Angesichts des gigantischen Ausmaßes der Verstrahlung in Fukushima fordern wir die internationale Gemeinschaft auf, sich dafür einzusetzen, dass die WHO ihre satzungsgemäßen Aufgaben auch bei nuklearen Katastrophen uneingeschränkt, unzensiert und unabhängig wahrnehmen kann. Das bedeutet uneingeschränkte Information, bestmöglichen Schutz der Bevölkerung und die größtmögliche Vorsorge vor nuklearen Gefahren. Im Katastrophengebiet um Fukushima ist dies unverzüglich umzusetzen!
Redaktioneller Hinweis: Ein breites Bündnis von Anti-Atom-Initiativen protestiert heute in Tokio unter dem Motto „Tschüss Atomenergie“. Prominenter Unterstützer ist der Literaturnobelpreisträger Kenzaburō Ōe. Weitere Informationen unter http://sayonara-nukes.org/english/

Pressekontakt: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung, Körtestr. 10, 10967 Berlin, www.ippnw.de, Angelika Wilmen, Tel. 030 – 69 80 74 15, Email: wilmen@ippnw.de

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